Wofür sollen Curcuma Kapseln gut sein, und warum dürfen Hersteller „nichts versprechen“?
Kurkuma – auch als Curcuma geschrieben – ist ein stark färbendes aromatisches Gewürz. Dieses hat in der indischen Küche und im indischen Medizinsystem Ayurveda hohe Bedeutung. Curcuma-Pulver verleiht indischem Essen seine intensive gelbe Farbe. Die Europäer kamen erstmals damit in Kontakt, als sie ein Fertig-Currypulver nutzten. In den meisten fertigen Currymischungen ist Kurkumapulver enthalten.
Inder nutzen jedoch keine Fertig-Gewürzmischungen. Sie mahlen trockene Gewürze lieber frisch. Addiert werden Kräuter und frische Zutaten wie Ingwer, Knoblauch und Zwiebeln. Die Gewürzpalette für Currygerichte wird individuell zusammengestellt. Was im indischen Ayurveda als Heilmittel gilt, wird mittlerweile auch in westlichen Ländern geschätzt. „Kurkuma Latte“, auch als „Goldene Milch“ bekannt, erfreut sich mittlerweile großer Beliebtheit. Kurkuma ist auch hierzulande ein Verkaufsschlager.
Verkauft wird Kurkuma Latte als Stimmungsaufheller und allgemein stärkendes Elixier. Die Extrakte der Kurkumawurzel werden in verschiedenen Darreichungsformen gehandelt: als Pulver für die „Goldene Milch“, als Nahrungsergänzung in Kombination mit anderen Gewürzen in Kapselform, als Tee, als pulverförmiges Einzelgewürz zur Herstellung einer Würzpaste und als Curry-Mischung. Dabei geht es immer um das im Kurkuma enthaltene Curcumin sowie die damit verabreichte Dosis an Polyphenolen.
Bio Curcuma gilt als beste Qualität. Wichtig ist bei Nahrungsergänzungsmitteln eine hohe Bioverfügbarkeit. Die in einem Kapselpräparat verarbeiteten Zutaten – zum Beispiel Piperin aus Pfeffer, Chlorophyll aus Gerstengras oder Catechine aus Grüntee-Extrakt – sollen die Bioverfügbarkeit der Curcuminoide erhöhen. Interessant ist, dass freies Curcumin bei hoher Bioverfügbarkeit die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann.
Kurkuma: Sind die angepriesenen Wirkungen solcher Kapseln realistisch?
Verbraucher sollten unterscheiden. Curcuma mag ein bewährtes ayurvedisches Präventions- und Heilmittel sein, das in der Volksmedizin geschätzt wird. Sie mag dem allgemeinen Gesunderhalt dienen, weil Curcumin die Nahrung um wichtige Substanzen ergänzen könnte.
Doch oft werden bei exotischen „Superfoods“ oder Nahrungsergänzungsmitteln wahre Wunder versprochen. Das darf ein Hersteller von Nahrungsergänzung aber nicht tun. Es wäre unlauterer Wettbewerb. Auf Informations-Webseiten finden sich jedoch diverse Gesundheitsversprechen – auch als „Health Claims“ bezeichnet.
Nahrungsergänzungsmittel werden zu Recht so bezeichnet: Sie ergänzen die Ernährung bei Mehrverbrauch oder in der Rekonvaleszenz um hilfreiche Substanzen. Präparate mit konkreten Heilwirkungen wären aber als Medikamente zu bezeichnen. Diese unterliegen strengeren Zulassungs-Anforderungen und Kontrollen. Nahrungsergänzungsmittel werden von Unternehmen der Lebensmittelindustrie hergestellt, Medikamente durch die Pharmaindustrie. Beide sollte man nicht wahllos einnehmen.
Wann sind Curcuma Präparate qualitativ hochwertig?
Grundsätzlich gilt: Nahrungsergänzung ersetzt keine gesunde Ernährungsweise. Kein Kapselpräparat kann die gleiche Qualität haben wie eine frische Curcuma-Wurzel. Heilsversprechen von Nahrungsergänzungsmitteln sollten Verbraucher mit gesundem Misstrauen begegnen.
Zwar könnte das Piperin aus Pfeffer in einer Curcuma Kapsel tatsächlich die Bioverfügbarkeit von Curcumin beeinflussen. Doch ob der standardisierte Inhalt der Kapseln tatsächlich die gewünschte Wirkung hat, ist kaum ermittelbar. Meistens ist die Dosis an Curcominoiden in Kapseln nicht ausreichend hoch. Außerdem gilt: Nur ein unbelastetes Curcumin Produkt, das hochdosiert und laborgeprüft ist (vgl. exemplarisch diese Kurkuma Kapseln), könnte überhaupt eine positive Wirkung haben.
Vielen Curcuma Kapseln im Onlinehandel mangelt es jedoch an Qualität. Abgepacktes Kurkumapulver kann schadstoffbelastet oder durch Schimmelsporen kontaminiert sein. In Kapseln wird Curcumin oft mit anderen Substanzen kombiniert. Das mindert aber die Menge der Curcumine, selbst wenn die Bioverfügbarkeit dadurch erhöht wird. Das Curcuma Pulver stammt zudem häufig aus unklaren Quellen. Vertrauenswürdig sind bestenfalls Produkte, die ein seriöser Hersteller als „Bio“ gekennzeichnet hat.
Herstellerangaben über Zutaten von Nahrungsergänzung sollten nachvollziehbare Bezugsquellen und Inhaltsmengen umfassen. Zudem müsste der Gehalt an Polyphenolen und Curcuminoiden auf der Packung angegeben sein. Das ist jedoch meistens nicht der Fall. Curcuminoide sind für die gelbe Färbung der Wurzel verantwortlich. Es geht dabei um vier sekundäre chemische Pflanzenstoffe, die in der Wurzel der Kurkuma vorkommen: Curcumin, Demethoxycurcumin, Bisdemethoxycurcumin und das 1993 entdeckte Cyclocurcumin.
Diese Pflanzenstoffe wurden inzwischen ausreichend intensiv studiert. Curcuminoide gelten daher als wissenschaftlich gut erschlossen. Ideal ist es, wenn die Kapselhülle nicht aus tierischer Gelatine besteht. Sie sollte stattdessen aus einem veganen Material wie Hydroxypropylmethylcellulose bestehen. Die Verzehrempfehlungen sollten klar und verständlich formuliert sein.
Jeder Wirkstoff kann, auch wenn er als Heilmittel angeboten wird, potenziell unbekömmlich sein oder Allergien auslösen. Auch ein teures Bio Produkt mit Curcuminoiden kann Nebenwirkungen haben oder unverträglich sein.
Warum dürfen Hersteller keine Gesundheitsversprechen abgeben?
Konkrete Gesundheitsversprechen oder „Health Claims“ dürfen für Kurkumapulver und andere Produkte mit Curcumin nicht abgegeben werden. Das besagt die EU-weit gültige „Health-Claims-Verordnung“ von 2007.
Diese Verordnung unterscheidet werbliche Aussagen von gesundheitsbezogenen oder wirkungsbezogene Versprechen. Es geht um den Schutz der Verbraucher, die auf Wundermittel hoffen und entsprechende Fehlkäufe tätigen könnten. Die EU-Verordnung legt genau fest, welche Aussagen über Nahrungsergänzung oder einzelne Wirkstoffe zulässig sind und welche nicht.
Nur wissenschaftlich belegte Fakten wie „hochdosiert“ sind zulässig. Die behauptete Wirkung von Nahrungsergänzung darf nicht in die Nähe von Medikamentenwirkungen gerückt werden. Darum darf ein Hersteller auch nicht mit der Wirkung seiner Produkte bei bestimmten Erkrankungen werben. Curcuma darf demnach nicht einmal als „gesund“ beworben werden. Auch ein Bezug zu vorteilhaften Studien darf nicht hergestellt werden. Ein Inhaltsstoff wie Curcumin darf jedoch mit von der EU zugelassenen Aussagen beworben werden. Vgl. auch Taurin Tabletten Wirkung u.ä. Aspekte.
Wer die erlaubte Wortwahl beachtet, vermeidet Fehler. Es existiert eine Liste mit erlaubten „Health Claims“ für Nahrungsergänzung. Wirkstoffe wie Zink („natürliches Zink„), Vitamin C, Vitamin D3 oder Magnesium (vgl. Magnesiummangelerscheinungen) sind in dieser Liste enthalten. Curcuma steht jedoch nicht in dieser Liste. Folglich dürfen auch keine Aussagen zu den Wirkungen der Curcuminoide gemacht werden.