Schokoladenzyste ist der Name für eine besondere Form der Eierstockzyste. Sie ist auch unter der Bezeichnung Teerzyste, Endometriom oder Endometriosezyste bekannt. Sie stellt eine klassische, gutartige Begleiterscheinung der Endometriose am Eierstock dar.
Im Folgenden informieren wir ausführlich über die Entstehung, die Symptome und die Behandlung von Schokoladenzysten.
Was ist eine Schokoladenzyste?
Ihren markanten Namen hat die Schokoladenzyste wegen ihrer Farbe. Dieser mit geronnenem Blut gefüllte Hohlraum im Eierstock ist durch seine dunkle, zähflüssige Füllung für den Operateur leicht erkennbar. Der Inhalt erinnert in Farbe und Form an flüssige Schokolade. Von außen ist die Schokoladenzyste unsichtbar. Sie wird meist bei einer Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke eher zufällig gefunden und zeigt eine recht typische Form. Die endgültige Diagnose kann nur während einer Bauchspiegelung mit Entnahme einer Gewebeprobe sicher erfolgen.
Wie entsteht eine Schokoladenzyste?
Im Verlauf des weiblichen Zyklus baut sich in der Gebärmutter die Gebärmutterschleimhaut, das sogenannte Endometrium, auf. Kommt es in einem Zyklus nicht zu einer Schwangerschaft, stößt die Gebärmutter die Schleimhaut ab, die Frau bekommt ihre Regelblutung. Bei einer Endometriose befindet sich Gewebe der Gebärmutterschleimhaut auch im Bauchraum der betroffenen Frau. Ungefähr die Hälfte aller von Endometriose betroffenen Frauen haben versprengtes Gewebe aus der Gebärmutterschleimhaut an den Eierstöcken. Unter dem Einfluss der weiblichen Hormone baut sich auch dieses Gewebe am falschen Ort jeden Monat neu auf und wird am Ende des Zyklus abgestoßen. Mit der Zeit sinkt das Gebärmuttergewebe in den Eierstock ein. Im entstandenen Hohlraum sammeln sich mit jedem Zyklusverlauf mehr abgestoßenes Gewebe und Blut an. Die Schokoladenzyste wächst und gewinnt immer mehr an Umfang.
Die möglichen Symptome
Eine Schokoladenzyste verursacht keine typischen Symptome, häufig wird sie im Rahmen einer Routineuntersuchung der Eierstöcke mittels Ultraschall entdeckt. Falls spezifische Symptome auftreten, sind es die für eine Endometriose typischen Beschwerden. Diese sind allerdings sehr diffus und unspezifisch. Daher dauert es oft mehrere Jahre, bis die Diagnose richtig gestellt wird. Rund die Hälfte aller Frauen mit Endometriose leidet unter keinerlei Symptomen. Bei ihnen wird die Erkrankung zufällig entdeckt.
Häufige Symptome bei einer Endometriose sind:
- Schmerzen im Unterbauch während der Menstruation (Dysmenorrhoe). Insbesondere wenn die Regel früher ohne Komplikationen ablief und nun Schmerzen auftreten, die mit der Zeit zunehmen, liegt der Verdacht nahe.
- Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs (Dyspareunie)
- Schmerzen im Unterbauch ohne Bezug zum Zyklus
- Bei einem Endometriosebefall des Enddarms Schmerzen während des Stuhlgangs
- Ungewollte Kinderlosigkeit
- Häufig auftretende Durchfälle während der Regelblutung
- Ein aufgeblähter Unterbauch
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit
Ursachen: Wie entstehen Eierstockzysten?
Für die Entstehung einer Schokoladenzyste muss eine Endometriose bestehen. Warum bei einigen Frauen Gewebe der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter liegt und den typischen Verlauf des weiblichen Zyklus durchläuft, ist bisher unklar. Verschiedene Theorien bieten Erklärungsversuche. Der gängigste Ansatz vermutet eine Verschleppung der Schleimhautzellen in den Bauchraum und einer ungenügende Antwort des Immunsystems. So können die Zellen am falschen Ort Fuß fassen und wachsen. Eine genetische Komponente ist sehr wahrscheinlich. Endometriose tritt familiär gehäuft auf. Frauen mit erkrankten nahen Verwandten tragen ein erhöhtes Risiko, ebenfalls an Endometriose zu erkranken.
Das Menstruationsblut enthält auch intakte Zellen der Gebärmutterschleimhaut, es fließt bei 90 Prozent der Frauen nicht komplett aus der Scheide ab. Ein Teil des Blutes gelangt über die Eileiter in den Bauchraum. Normalerweise setzt das Immunsystem die noch intakten Zellen der Gebärmutterschleimhaut außer Gefecht und baut sie ab. Bei unzureichender Immunantwort können die Zellen im Inneren des Bauches anwachsen. Sie verhalten sich dann unter dem Einfluss der weiblichen Hormone ebenso wie das Gewebe innerhalb der Gebärmutter.
Siehe auch: Retentionszysten
Die Behandlung der Schokoladenzyste
Da Schokoladenzysten bei jedem Zyklus mit bluten, erreichen sie mit der Zeit eine stattliche Größe. Zusätzlich schädigen sie den Eierstock durch Verwachsungen. Zur Entfernung der Zyste ist die operative Ausschälung aus dem betroffenen Eierstock das Mittel der Wahl. Sind die Verwachsungen zu groß und ist das umliegende Gewebe zu stark geschädigt, bleibt nur die Entfernung des gesamten Eierstocks. Neben den Gegebenheiten vor Ort beeinflusst das Lebensalter und die Lebensplanung der Patientin die Wahl der Behandlung.
- Bei bestehendem Kinderwunsch wird versucht, alle Organe funktionsfähig zu erhalten. Eine hormonelle Therapie unterdrückt den Zyklus in Phasen ohne akuten Kinderwunsch. So entstehen keine neuen Schokoladenzysten, das verbliebene Gewebe wird geschont.
- Besteht der Wunsch nach einer endgültigen Behandlung ohne das Risiko eines Rückfalls, ist die operative Entfernung der Gebärmutter und eventuell auch der Eierstöcke das Mittel der Wahl.
Vorbeugung: Was kann man präventiv tun?
Bei Frauen mit der Diagnose Endometriose besteht immer das Risiko der Ausbildung einer Schokoladenzyste. Um das Ausschwemmen von Gewebe der Gebärmutterschleimhaut in den Bauchraum zu vermeiden und bereits vorhandenes Gewebe ruhig zu stellen, ist die Unterdrückung der Östrogenproduktion in den Eierstöcken eine gute Möglichkeit. Verschiedene Hormonmischungen unterdrücken den weiblichen Zyklus, die Regelblutung bleibt aus. Die Gebärmutterschleimhaut bildet sich zurück. Mit ihr verschwinden auch die Endometrioseherde im Bauchraum. Allerdings wirkt diese Behandlung nicht auf bereits bestehende Schokoladenzysten. Daher kommt sie zur Linderung der Beschwerden und Erhaltung der Fruchtbarkeit erst in Betracht, wenn die Zysten operativ entfernt wurden.
Heilungschancen
Die Endometriose ist eine chronische Erkrankung. So lange die Grunderkrankung aktiv ist, können Schokoladenzysten auftreten. Nur ein kompletter Östrogenentzug verursacht eine dauerhafte Heilung. Dazu müssen die Eierstöcke entfernt werden. Dieser radikale Eingriff wird nur bei massiven Beschwerden und abgeschlossener Familienplanung vorgenommen. Er kommt einer Kastration gleich und hat deutliche Nebenwirkungen. Daher kann er nur als letztes Mittel bei einem sehr ausgeprägten Leidensdruck in Erwägung gezogen werden.