Das war der Traum aller Zahnarztpatienten: In nur einer Sitzung ein neues Inlay oder Onlay zu erhalten und anschließend die Praxis mit gut aussehendem und vollständigem Gebiss verlassen. Mit einer innovativen Technologie aus europäischer Herkunft ist das jetzt möglich geworden. Die Rede ist von der „Chairside Economical Restoration of Esthetic Ceramics or Ceramic Reconstruction„, kurz CEREC.
Das Kürzel CEREC steht für eine ökonomische Methode, direkt am Zahnarztstuhl und unter Umgehung eines externen Labors die Rekonstruktion eines beschädigten Gebissteils vorzunehmen. Verwendet wird dabei die bereits bewährte CAD/CAM-Methode. Der Slogan „Cerec Inlay to go“ verweist auf die überraschend kurze Bearbeitungsdauer des zeitgemäßen Verfahrens.
Die Cerec-Methode in aller Kürze
Erfunden wurde diese zahntechnische Revolution an der Universität Zürich. Mit Unterstützung eines Computers und einer entsprechenden Software konnten nun dentale Keramikrestaurationen wesentlich zeitsparender von Zahnärzten selbst vorgenommen werden. Schon 1985 wurde die Cerec „Inlay to go“-Technik das erste Mal getestet. Bisher waren es vorrangig Kostengründe, warum sie sich noch nicht auf breiter Front durchgesetzt hat. Die Cerec „Inlay to go“-Methode geht folgendermaßen vor sich:
- Zunächst stellt eine intraorale Kamera einen „optischen“ Abdruck der zu reparierenden Gebissteile her – statt eines Gipsabdrucks, wie er bisher üblich war.
- Von der Aufnahme wird in wenigen Sekunden ein dreidimensionales und beliebig drehbares Modell im Computer erstellt. Dieses kann man am Monitor per Mausklick bearbeiten. Möglich ist beispielsweise, den Gegenbiss mehr zu berücksichtigen, um eine möglichst perfekt sitzende Zahnversorgung zu gewährleisten. Das übliche Nachschleifen und an den Gegenbiss Anpassen entfällt dann komplett.
- Im nächsten Schritt muss nun die vom Computer berechnete Zahnversorgung im die Tat umgesetzt werden. Dies geschieht unter Einsatz des so genannten Kopier-Schleifverfahrens. Ein Industrie-Keramikblock wird zur Grundlage genommen. In ihm wird die vorab mit dem Computer erstellte Simulation der Zahnversorgung realisiert. Eine spezielle Schleifmaschine trennt mit Präzisions-Schleifkörpern die Füllung aus dem Keramikblock. Sie ist in den meisten Fällen so präzise, dass eine Nachbearbeitung und Okklusionsanpassung entfällt. Dadurch kann die Versorgung zeitlich mit entsprechend weniger Aufwand abgeschlossen werden.
Die Cerec Inlay to go-Technologie wurde im Laufe der Jahre vervollkommnet und entwickelt, so dass sie jetzt überzeugend bessere Ergebnisse erbringt.
Cerec Inlays to go
Wer zum Zahnarzt kommt und mit einer fertigen Zahnversorgung ohne die üblichen Provisorien und Wartezeiten die Praxis wieder verlässt, wird glücklich sein. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Patient erfährt, dass Studienergebnissen zu Folge die mit dem Computer gefrästen CEREC-Inlays eine hohe Überlebensdauer von mehr als 15 Jahren haben und damit sogar die Goldinlays und die individuell im Labor angefertigten Keramik-Inlays an Haltbarkeit übertreffen. Man hat an CEREC-Inlays der ersten Generation auch nach 20 Jahren kaum Schäden gefunden. Aufgrund der Verbesserungen des Verfahrens können im Einzelfall und bei optimaler Zahnpflege und Ernährung auch Überlebensdauern von bis zu 30 Jahren erzielt werden.
Inlays und Kronen, die nach dem innovativen CEREC-Verfahren mit Präzisionsfräsmaschinen hergestellt werden, bieten gegenüber den herkömmlichen Verfahren der Dentaltechnik also einen Vorteil. Wie genau die CEREC-Software 40 typische Merkmale des beschädigten Zahns abfragt und das Modell des Zahns in unbeschädigtem Zustand errechnet, ist für den Patienten nicht wichtig. Ihn interessiert eher, dass die CEREC-Methode vollkommen schmerzfrei und technologisch problemlos ist.
Die Arbeit des Zahnarztes im ersten Teil des Verfahrens besteht weitgehend darin, sich das dreidimensionale Computermodell genau anzusehen und am Bildschirm nachzubearbeiten. Die Übermittlung des Datensatzes an die Fräsmaschine, die häufig in den Nebenräumen der Zahnarztpraxis zu finden ist, erfolgt über Funk.
Die Nachbearbeitung am PC und das Fräsen dauern zusammen bestenfalls eine halbe Stunde bis anderthalb Stunden, je nach Umfang der erforderlichen Reparatur- und Rekonstruktionsarbeiten. Ein erneuter Besuch beim Zahnarzt ist in den meisten Fällen nicht nötig.
Entsprechend begeistert sind nicht nur die Patienten, sondern auch die Zahnärzte, die mit dem Cerec-Verfahren bzw. -System extrem gute Qualität beim Patienten abliefern können. Wer sich eine solche Anlage und die nötigen Geräte als Zahnarzt angeschafft hat, ist stolz darauf. So wirbt zum Beispiel ein Zahnarzt aus Böblingen: „Lassen Sie sich faszinieren von unserer Cerec 3-D Technologie: Inlays, Onlays, Overlays, Einzelkronen, Veneers fertigen wir für Sie mittels CAD/CAM-Technik aus einem hochwertigem Keramikblock in Ihrer Zahnfarbe. Genießen Sie diese abdruckfreie Technik. Sie erleben unmittelbar wie Ihr „neuer Zahn“ in kürzester Zeit entsteht. Unsere Patienten sind begeistert und beschreiben das Material als „mundgeschmeidig, wie natürlich gewachsen“. Bei mittlerweile über 10.000 Restaurationen mit dieser Technik können wir diese auch bei Ihnen erfolgreich anwenden.“ (www.dr-kratzenstein.de/zahnersatz.html)
Für den Zahnarzt haben die CEREC Chairside Lösungen aber auch einen weiteren Vorteil: Der Zahnarzt behält die ganze Wertschöpfung seiner Arbeit im Hause, und muss nicht mit externen Fertigungslaboren zusammenarbeiten. Das lässt auch der Hersteller SIRONA nicht unerwähnt: „CEREC ist das einzigartige CAD/CAM -System für patientenindividuelle vollkeramische Restaurationen in einer Sitzung. Mit CEREC hat Ihre Praxis alle Voraussetzungen, um schnell und sicher zum Wunschergebnis für Sie und Ihre Patienten zu kommen: zu ästhetischen Restaurationen. Und noch ein Ziel erreichen Sie mit CEREC spielend: Die Wertschöpfung bleibt dort, wo sie hingehört: in Ihrer Praxis.“
Problemfelder und Kostenrechnungen
Das Endergebnis überzeugt auch deswegen, weil der Computer in der Lage ist, die Farbe der Inlays oder die Lichtdurchlässigkeit der Füllungen genau zu berechnen. Man sieht das Inlay praktisch nicht, insofern es perfekt dem Zahnschema des Patienten angepasst ist. Die rechnerischen Abweichungen von der Realität sind so passgenau, dass sie nicht einmal die Dicke eines menschlichen Haares haben. Diese Präzision kann man mit Hilfe eines Gipsabdrucks niemals erreichen, selbst wenn die besten Zahntechniker ans Werk gehen. Gipsabdrücke sind immer nur relativ präzise. Genau deshalb sitzen die nach herkömmlichen Methoden angefertigten Inlays oder Kronen auch nicht immer zu 100 Prozent gut.
Das CEREC-Verfahren überzeugt also in Sachen Präzision, Zeitersparnis und Haltbarkeit auf ganzer Linie. Einige Mankos sind dennoch aus Sicht der Zahnärzte zu verzeichnen. Für sie sind intensivere Vorbereitungen nötig. Neue Arbeitsabläufe müssen einstudiert werden. Zudem sind die Anschaffungskosten hoch. Das ist auch der Hauptgrund, warum bisher weniger als 15 Prozent der deutschen Zahnärzte auf die CEREC-Technologie setzen. Man kritisierte auf Zahnarztseite Mängel an der Vorgänger-Software oder die Dauer der nötigen Nachbearbeitungen, die meistens einen Mangel an Abgleichen mit Nachbarzähnen oder besonderen Belastungen an bestimmten Kauflächen – beispielsweise, weil der Patient nachts mit den Zähnen knirscht – ausgleichen müssen.
Ohne die korrigierenden Eingriffe des Zahnarztes, der seinen Patienten kennt, geht es also nicht. In manchen Fällen kann es sogar sinnvoller sein, mit den herkömmlichen Rekonstruktionsmethoden zu arbeiten – vor allem, wenn der Zahnarzt noch nicht so viel Routine hat. Man kann aber auch aus einem digitalen Computer-Modell, das präziser ist als ein herkömmlicher Gipsabdruck, im Labor eine Rekonstruktion nach bekanntem Muster erstellen. Insofern zeigt sich die CEREC-Technologie variabel. Statt eines Kaufs der Anlage ist das kostengünstige Leasingverfahren häufiger etabliert. Nach der Übernahme rechnet sich das Verfahren bei nur sechs oder acht Einsätzen je Monat, zumal keine Laborkosten abgezogen werden müssen. Für den Patienten sind die Eigenanteile ähnlich hoch wie die der konventionell hergestellten Keramikversorgung. Die Krankenkassen zahlen auch hier anteilig nur den Satz einer Amalgamplombe, bei Kronen aber deutlich mehr.
Vorteile der CEREC-Technologie
Ob sich durch computergestützte Technologien, die auf hohe Präzision ausgelegt sind, tatsächlich die Spreu der Zahnärzte vom Weizen trennt, bleibt abzuwarten. Zahnärzte müssen sich seit jeher neuen Technologien stellen und durch Fortbildung weiter entwickeln. Ohne digitale Verfahren wie CEREC wird es zukünftig kaum gehen. Erweiterte CEREC-Softwares ermöglichen längst die Erstellung und Einpassung von Zahnimplantaten. Zukünftig soll man auch Provisorien für Zahnbrücken auf diese Weise herstellen können.
Neue Röntgengeräte ermöglichen bereits, ein dreidimensionales digitales Implantatmodell auf dem Röntgenbildschirm einzupassen. Somit könnte der Zahnarzt überprüfen, ob der Kieferknochen zur Verankerung ausreicht oder erst ein Knochenaufbau stattfinden muss, oder wo Wurzelkanäle liegen. Solche Datenerhebungen konnte man bisher nur eingeschränkt vornehmen. Die neue Röntgentechnologie erfordert zwar nochmals saftige Investitionen, rechnet sich aber durch das bessere Endergebnis. Die Skepsis vieler Zahnärzte gegenüber dem „Cerec Inlay to go“ wird vermutlich nicht allzu lange anhalten, denn die Vorteile sind überzeugend.
Hier die Vorteile der Cerec Inlay to go nochmals zusammengefasst:
- deutlich schnellere Fertigungszeit
- fast gleiche Kosten wie konventionelle Versorgung mit Keramik-Inlays
- höhere Präzision
- Ausschluss zusätzlicher Laborkosten
- längere Haltbarkeit wegen der höheren Präzision
Weitere Ressourcen im Web dazu:
- de.wikipedia.org/wiki/CEREC
- www.dgcz.org/he.pl?category=00000440
- www.zahngesundheit-online.com/Konservierende-Zahnheilkunde/Cerec-Inlay/
- www.welt.de/gesundheit/article5776551/Ein-Inlay-eine-Krone-in-nur-zehn-Minuten.html